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Antwort auf @tante zur Filtersouveränität

Weil es in den Tweet nicht reinging…

Wie immer sind die Gedanken, an denen uns Jürgen Geuter aka @tante teilhaben, lässt eine Bereicherung der Debatte. Welcher Debatte? Die kann man vielleicht grob mit „Gesellschaftliche Folgen der Digitalisierung“ überschreiben. In seinem aktuellen Beitrag Von Ameisen, Handlungen und Jogging wird u.a. die Frage angerissen, wie man damit umgeht, dass gerade im Social Web häufig Banalitäten verbreitet werden. Geuter gibt eine Twitter-Unterhaltung zwischen dem Bundestagsabgeordneten und CDU-Generalsekretär Peter Tauber einerseits und dem ehemaligen Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar andererseits wieder. Verkürzt: auf Taubers Tweet, wie weit er mit welcher Jogging-App gelaufen ist, fragt Schaar, ob die Welt das denn wissen müsse. Von der Datenschutzdebatte mal ab geht es Schaar hier um die Frage der Relevanz der getwitterten Information — Stichwort „digitale Inkontinenz“.

Der Vorwurf der Irrelevanz, des Trivialen begleitet das social Web seit es die ersten privaten Webseiten gibt. […] Für Verfechter der Hochkultur, der langen Texte von Philosophen, Journalisten oder Politiker ist das natürlich Kokolores. Das Leben der Durchschnittsmenschen ist uninteressant,

so Geuter. Darauf antwortet er mit Michael Seemans (@mspro) Konzept der „Filtersouveränität“:

Jeder und jede solle publizieren was auch immer er oder sie mag, die Follower und Lesenden sollen selbst entscheiden, was davon sie wahrnehmen wollen. Einfacher: Wenn du etwas nicht spannend findest, dann bau dir ’nen Filter, damit du es nicht sehen musst.

So, nun zu dem, was ich eigentlich twittern wollte: Dem Ansatz stimme ich grundsätzlich zu, stelle aber an mir in der Rolle des Empfängers genauso wie in der Rolle des Senders fest, dass die Gedanken um die Entscheidung, ob man etwas publizieren sollte oder nicht, bei jedem Posting mitschwingen. Ich bin mir sicher, dass mich viele meiner Follower aussieben, weil es ihnen zu viel Fußball oder überhaupt zu viele Tweets sind, die da zusammenkommen.

Die sarkastische Replik von Veronika (@hellokittypryde) auf @opheler, der sich bei Christopher Lauer über zu viele Tweets beschwert, ist in diesem Zusammenhang: „warum auch jemandem followen der tatsächlich twittert? das wäre ja absurd“. Kurz darauf ist von „Tweetdisziplin“ die Rede.

Sobald ich mitbekomme, dass das Dschungelcamp oder Superbowl läuft oder Apple eine Keynote hält, stelle ich schnellstmöglich sämtliche mir einfallenden Hashtags dazu kalt, um in den Tweets dazu nicht zu ersaufen. Von daher ist mir das ausfiltern in Fleisch und Blut übergegangen. Dennoch sehe auch ich zuweilen vom Veröffentlichen eines Tweets „zum Wohle meiner Followerschaft“ ab. Und genauso ist mir der Gedanke beim Lesen von Tweets nicht fremd, dass die sich doch besser in einer privaten Unterhaltung der Beteiligten abgespielt hätte. Kurz gesagt: das Konzept des inneren Gatekeepings (ohne gleich von Zensur zu sprechen), halte ich weiterhin für allgegenwärtig und auch relevant. Die Verantwortung über die Entscheidung, was veröffentlicht werden sollte und was nicht, komplett auf die Seite der Empfänger oder eben Nichtempfänger zu verlagern, mache ich derzeit weder als Ist- noch als Sollzustand aus.

In diesem Sinne, Tweetdisziplin bitte, auch wenn da künftig die filternden Empfänger gefragt sein werden.

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